Das Antlitz der Ehre by Ulrike Schweikert

Das Antlitz der Ehre by Ulrike Schweikert

Autor:Ulrike Schweikert
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-10-04T16:00:00+00:00


Kapitel 16

Friedlein, das muss ich mir nicht gefallen lassen!«, polterte der Bischof. »Ich werde ihnen eine Lehre erteilen, die sie nicht so schnell vergessen werden.«

Der Narr seufzte und nickte. »Warum nur erscheint es mir, als hätte ich das alles schon einmal erlebt?«

»Weil diese Bürger störrischer als Esel sind, doch ich werde ihnen ihren Hochmut austreiben!«

»Aber habt Ihr nicht bereits ein Beschwerdeschreiben an die Kirchenversammlung nach Basel gesandt? Sie werden den Fall untersuchen und Eure störrischen Bürger auffordern, Euch zu huldigen. Und schon ist alles in bester Ordnung.«

Johann von Brunn betrachtete seinen Narren misstrauisch. »Du treibst schon wieder deine Späße mit mir! Glaubst du, das merke ich nicht?«

»Ist ein Narr nicht dazu da?«, erwiderte Friedlein.

»Meinst du ernsthaft, ich solle meine Vergeltung in die Hände eines vertrockneten Doktors der Kirchenversammlung legen?«

»War ja nur ein Vorschlag«, sagte der Narr und hob resignierend die Schultern. »Aber wenn Euch ein Kriegsvolk lieber ist, das jedem Bürger der Stadt einzeln Respekt vor seinem Bischof einbläut, dann müsst Ihr prüfen, ob es genügend Männer gibt, die aus reiner Liebe zu Euch Eure Stadt belagern, denn – wenn ich das bemerken darf – Sold geben Eure leeren Truhen nicht her. Was natürlich nicht heißt, dass Ihr ihn nicht dennoch versprechen könnt. Ein gefährliches Spiel zwar, aber sicher nicht ohne Reiz.«

Friedlein spürte, dass der Bischof schwankte, ob er ihm eine Ohrfeige verpassen oder ihm für diese dreiste Bemerkung Respekt zollen sollte. Schließlich seufzte er und ließ sich mit einem Stöhnen in seinen gepolsterten Scherenstuhl fallen.

»Friedlein, Friedlein, irgendwann werde ich dich mit meinen eigenen Händen erwürgen.«

Der Narr nickte und zeigte sein schiefes Lächeln. »Ja, Exzellenz, aber zuvor gibt es noch einen Kriegszug zu planen. An wen wollt Ihr Euch wenden?«

Die Wahl fiel auf Ritter Erkinger von Schwarzenberg, der eine Schar böhmisches Kriegsvolk gen Würzburg führen sollte. Es lungerten genug ausgediente Kämpfer herum, die bereit waren, sich um ein paar Pfennige für jeden Herrn zu verdingen.

»Was ist? Du scheinst nicht überzeugt«, polterte Johann von Brunn.

Friedlein schnitt eine Grimasse. »Nichts gegen den Ritter von Schwarzenberg, doch glaubt Ihr, er ist dieser Aufgabe gewachsen?«

»Er wird nicht alleine sein. Kraft von Hohenlohe und Graf von Henneberg werden mit ihren Männern auf meiner Seite stehen. Und der neue Bischof zu Bamberg hat mir ebenfalls seine Unterstützung zugesagt.«

»Anthoni von Rotenhan, der frühere Domherr von Würzburg? Ah, das hört sich doch gar nicht schlecht an.«

Der Bischof nickte. »Ja, sie werden in wenigen Tagen marschbereit sein.«

»Und die so kleine, aber nicht weniger wichtige Frage nach dem Sold?« Friedlein ließ nicht locker, konnte den Bischof damit aber nicht aus dem Konzept bringen.

»Das regelt sich von alleine. Sie sollen die Stadt erst einmal einnehmen, dann können sie sich ihren Sold selbst besorgen.«

Friedlein riss die Augen auf. »Aha, Ihr habt vor, die Stadt zum Plündern freizugeben. Dass mir dieser Einfall nicht selbst gekommen ist! So einfach lassen sich manchmal große Probleme lösen.« Der Narr schnitt einige Grimassen, um keine Betroffenheit zu zeigen. »Zu strafen wisst Ihr, das muss man Euch lassen.«

»Ja, dir fehlt es manches Mal eben an Fantasie«, konterte Johann von Brunn den kaum zu überhörenden Spott des Narren.



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